Begegnung mit Chidr

Ein fiktiver Dialog in Damaskus

Begegnung mit Chidr

D (Araber): Wer bist du?

CR: Ich heiße Christian Rosenkreuz.

D: Ist dir nicht gut?

CR: Doch doch. Ich war gerade am Grabmal eures großen Meisters Ibn al-’Arabi.

D: Aber du siehst ganz schlecht aus. Du bist ganz grün im Gesicht.

CR: Du hast recht, ich bin noch nicht wieder ganz bei mir.

E (Araber): Hier, mein Freund, trink mal einen Tee und erzähl.

CR: Ich stand am Grab eures großen Lehrers … Ein wunderbares Bauwerk … Viele Moslems waren auch dort. Ich war ganz in mich versunken.

***

CR: Und plötzlich … wurde ich von einer Kraft ergriffen. Irgendwie trat ich aus mir heraus … ich war nicht mehr bei mir … ich spürte mich … aber nicht mehr so wie bisher.Ich erlebte etwas, was ich in der Art noch nie erlebt hatte … ich war in einer anderen Welt.

E: Mein Freund, vielleicht bist du Chidr begegnet.

Natürlich … du warst am Grab des größten Meisters. Und Ibn al-’Arabi hatte immer wieder Kontakt mit Chidr.
Chidr war sein bedeutendster Lehrer.
Trink noch was und iss – und erzähl.

Du musst ein besonderer Mensch sein.
CR: Wem soll ich begegnet sein? Wer ist denn Chidr?

D: Das ist der, der unseren Meistern die Tür öffnet zur Welt der Unsterblichen, der sie durch den Berg des Geistes führt, den Berg Qaf.

E: Chidr ist ein Diener des Heiligen Geistes. Meistens ist er unsichtbar, manchmal macht er sich sichtbar.
Er hilft auch vielen Gläubigen, wenn sie in Not sind.

CR: (sinnend) Ich wurde aus mir herausgehoben, herausgehoben in eine Welt, die ich wohl schon kennen gelernt hatte, aber … die ich noch nie so deutlich wahrgenommen hatte.

Ich fühlte mich an die Hand genommen. Ich sah die Gründe, die Ursachen für vieles, was hier stattfindet …

Da sind Gebiete voller Leben … hohe Gebiete … und niedrige, …auch dunkle…

***
E: Mein lieber Bruder, Chidr hat dich an die Hand genommen.

CR: Ich war in hohen Welten … gern wäre ich dort länger geblieben, aber es ging nicht. Ich war nicht vollständig zubereitet dafür. Ich sah etwas, deutlicher als je zuvor ………. (sinnend) Der Mensch hat eine größere Aufgabe, als wir denken.

Und plötzlich fand ich mich wieder … am Grab von Ibn Arabi stehend.

D: Vielleicht wird aus dir noch ein Moslem.

CR: Nein, nein, nein. Aber ich habe gemerkt: Es gibt Meister bei euch, von denen ich etwas lernen kann. Ich bin Christ und bleibe es natürlich, aber ich weiß jetzt, dass es Meister bei Euch gibt, die mir etwas zeigen wollen.

D: Ibn Arabi schreibt, dass ihm das Gewand des Chidr verliehen wurde, das ist der unsterbliche Körper.

CR: Ich konnte nicht alles verstehen, was ich gesehen habe. … Aber mein Herz öffnete sich, wie ich es noch niemals erlebt hatte. Ich weiß, im Herzen können sich Augen entwickeln. … Ein völlig neues Schauen und Verstehen ist möglich.

E: Du bist nicht umsonst hierher gekommen.

CR: Und noch eins habe ich bemerkt: In den hohen Welten der Seele gibt es keinen Kampf zwischen Islam und Christentum. Dort führen die Wege zusammen.
(überlegt kurz) Dort ist ein enger Zusammenhang. Aber, man muss sie gehen, diese Wege …

D: Du bist ein Gerufener, mein Bruder. Chidr hat dir die Türen geöffnet. Chidr – das ist Elia, der Unsterbliche. Er hat von den Wassern des Lebens getrunken.
Und er führt andere zu diesen Quellen.

E: Man sagt, die Religionen sind dort wie Blüten auf einer Wiese.
CR: Das ist ein schönes Bild. Aber zu Hause dürfte ich so etwas nicht sagen.

D: Das Reich Gottes besteht aus den Wassern des Lebens. Daraus kann sich die Seele immer neue Körper erschaffen.

CR: Ja, wir sagen auch, dass wir aus Wasser und Geist wiedergeboren werden können. E: Das ist die Heilkunde, von der auch unsere Meister sprechen.
CR: Wo finde ich sie?

D: Nicht hier im lärmenden Damaskus. Es gibt einen Ort, einen Ort der Stille. Der Weg führt durch die Wüste.
Wir können dir helfen.

E: Geh mit Gott. Inshallah. 


Auszug aus einem Podcast der Stiftung Rosenkreuz in der Serie „Christian Rosenkreuz und die Fama Fraternitatis“ Hören Sie den Podcast

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Datum: November 21, 2017
Autor: Gunter Friedrich (Germany)

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