Gerechtigkeit

Alle Engel, alle Heiligen und alles, was geboren wurde, alle müssen sie schweigen, sobald die Weisheit des Vaters spricht. Ist doch alle Weisheit der Engel und aller Geschöpfe reine Torheit vor der unergründlichen Weisheit Gottes. Und sie hat behauptet, die Armen seien selig.

Gerechtigkeit

Gott führt die Gerechten durch einen engen Weg in die breite Straße, dass sie in die Weite und in die Breite kommen, das heißt: in wahre Freiheit des Geistes, der ein Geist mit Gott geworden ist.
Den gerechten Menschen ist es so ernst mit der Gerechtigkeit, dass sie, gesetzt den Fall, Gott wäre nicht gerecht, nicht eine Bohne sich um Gott kümmerten
Der gerechte Mensch dient weder Gott noch Kreaturen, denn er ist frei …

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Manche Worte von Meister Eckhart rütteln mich derart auf, als wäre ich gerade in einer Art Halbschlaf gewesen. Sie wecken in mir eine tiefe Erinnerung an etwas in mir Verborgenes, an etwas Wahres, mein wahres Ich.
Wer bin ich wirklich?

Da ist etwas Unergründliches und gleichzeitig Unerschütterliches tief in meinem Herzen.

„Ihr seid königlich freie Menschen“

Bei diesen Worten durchströmt mich ein großes Glücksgefühl und eine große Freude.
Alles bekommt Weite und Bedeutung und ist eingehüllt in überwältigende Liebe, die alles durchdringt.

Gleichzeitig ist in mir aber auch eine große Traurigkeit, denn ich weiß, ich bin nicht frei.
Ich bin bestimmt von Ängsten und Vorstellungen.
So wie fast bei allen Menschen ist mein Herz viel zu oft mit Wünschen, Begierden,
mit lauter Belanglosigkeiten und Ablenkungen angefüllt.
Und wie sehr hänge ich noch an gesellschaftlichen Normen?
Mir wird bewusst, wie oft ich mir selbst im Wege stehe.

Was ist es, das mich abhält in die innere Stille in die Freiheit zu kommen,
In die Abgeschiedenheit, wie Meister Eckhart es nennt?
Ist es Lethargie? Die Macht der Gewohnheiten?
Ich weiß es nicht, doch in mir brennt die Gewissheit:
Ich muss aus diesem Halbschlaf erwachen.
Meister Eckharts Worte drängen mich immer wieder dazu endlich zu aufzuwachen.
Wie mutig hat er wirklich alles gegeben, um uns Menschen dabei zu unterstützen, freie, selbstbestimmte und selbstbewusste Wesen zu werden.
Menschen, die sich ihrer Würde und auch der Würde aller anderen Geschöpfe bewusst ist.

Wahrheit – Freiheit  – Würde – Gerechtigkeit

Für Meister Eckhart versinnbildlichen diese Worte einen Ausdruck  göttlichen Seins.
Doch haben wir diese hohen Ideale auch nur annähernd verstanden?

In besonderen Momenten der Kontemplation füllen sich diese Begriffe in mir wieder mit Leben und Bedeutung.
Meister Eckhart fordert uns auf, „…alle unsere Kräfte zu sammeln, um die eine, grenzenlose, ungeschaffene ewige Wahrheit zu schauen und zu erkennen.“
Hierzu „..sollst du alle deine Vernunft und all dein Nachdenken sammeln und all das in die Tiefe kehren, worinnen unser Schatz verborgen liegt.“

Jetzt erkenne ich: Die wirkliche, grenzenlose, ungeschaffene Wahrheit kommt aus dem Geist und in dieser Wahrheit liegen vollkommene Freiheit und Gerechtigkeit.
Und erhalten wir nicht erst durch diese Freiheit und Gerechtigkeit unsere eigentliche menschliche Würde zurück?

Und dann tut sich vor uns eine mächtige weite Straße auf,
wie Meister Eckhart sagt, es wird weit, offen und klar vor unserem Bewusstsein.

Wir suchen nicht mehr nach Freiheit, wir sind frei.
Wir suchen nicht mehr nach Gerechtigkeit, wir leben in der Gerechtigkeit.
Wir suchen nicht mehr nach Liebe, wir sind in der Liebe.

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Datum: November 13, 2020
Autor: Angelika Häusler (Germany)
Autor: Burkhard Rabot-Averbek (Germany)
Foto: Isolde Hupp

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